Titelfoto des Buchs "Ich esse, also jage ich"

Warum jage ich?

Ich bin Fabian Grimm, 35 Jahre alt und ich bin Jäger. Das war mal anders – viele Jahre war ich überzeugter Vegetarier. Nichts essen was Augen hat, die Tiere einfach mal in Ruhe lassen, Fleisch ist Mord – das ganze Programm. Inzwischen habe ich ein Gewehr, einen Jagdhund und schreibe auf dieser Seite seit acht Jahren darüber, wie ich Wildschweine, Rehe und anderes Wild erlege, zubereite und schließlich mit großem Genuss aufesse. Ein Widerspruch ist das für mich nicht. Jäger zu sein bedeutet für mich, mir meine Lebensmittel selbst zu erarbeiten und mich intensiv mit Lebensraum und Lebensrhythmus der Wildtiere zu beschäftigen.

Ich esse, also jage ich

Gründe für die Jagd gibt es viele, Gegenargumente auch. Für mich persönlich steht die Möglichkeit, Fleisch aus »artgerechter Freilandhaltung« auf dem Teller zu haben, im Vordergrund. Die oft angesprochene »Verantwortung für die eigene Ernährung« zu übernehmen, funktioniert für mich am besten, wenn ich mir die Hände selbst schmutzig mache und mich nicht auf Siegel und Zertifikate verlasse. Gerade bei Fleisch ist es mir wichtig wirklich zu verstehen, wo es herkommt. Tiere esse ich, sogar ausgesprochen gerne – wenn ich sie selbst getötet und verarbeitet habe.

Jagd als »Wildtiermanagement«

Allerdings geht nicht nur um mich, nicht ums Beobachten, nicht um eine Freizeitbeschäftigung und auch nicht um ein einzelnes Tier, das ich vielleicht erlegen und verzehren kann. Wir leben in einer menschengemachten Kulturlandschaft. Wir bewirtschaften nicht einzelne Flächen, sondern haben unsere gesamte Umgebung unseren Vorstellungen und Bedürfnissen angepasst. Dass es in Deutschland keinen Urwald gibt, liegt nicht daran, dass der nur irgendwo nach Afrika oder Südamerika wächst – sondern daran, dass wir den bei uns längst gerodet haben. Rehe und Wildschweine gehören zu den Arten, die stark davon profitieren, wie wir Menschen unsere Umgebung nutzen und gestalten. Sie sind so zahlreich vorhanden, dass sie widerum selbst Einfluss nehmen. »Wildschaden« wird es genannt, wenn die wildlebenden Bewohner dieser Kulturlandschaft Dinge tun, die der Planung des Menschen zuwiderlaufen. Wildschweine graben Wiesen um und machen der Landwirtschaft zu schaffen, wenn sie eigenmächtig Feldfrüchte wie Weizen oder Mais ernten. Rehe können durch ihre Ernährung die Baumartenzusammensetzung der nächsten Waldgeneration verändern. Besonders leckere Arten haben bei hohen Rehbeständen keine Chance aufzuwachsen, das betrifft z.B. Tannen und viele Laubbaumarten. Es bleiben nur weniger schmackhafte Arten übrig, oft Fichten und Kiefern. Ein durchmischter, artenreicher Wald wäre allerdings widerstandsfähiger gegenüber klimatischen Veränderungen – reine Fichtenwälder sterben seit Jahren auf großen Flächen ab. Den zukünftigen Wald schützen, erhalten und ermöglichen zu wollen, kann ein guter Grund sein, um Rehe zu erlegen. Wildschweinkotelett zu essen und Rehsteak zu grillen, um die Bestände zu reduzieren, scheint mir deshalb vernünftig.

Warum ein Blog?

Wildfleisch ist ein fantastisches Lebensmittel. Die Tiere wachsen langsam, mit viel Bewegung, abwechslungsreicher Nahrung und genau so, wie sie selbst es für »artgerecht« halten. Bei Nutztieren ist das in der Regel leider anders, und diesen Unterschied schmeckt man: Jede Wildart hat ihren eigenen, feinen Geschmack der sich mit den Jahreszeiten, dem Lebensalter und der Ernährung des einzelnen Tieres in Nuancen immer wieder verändern kann. Ich beschäftige mich intensiv mit der Zubereitung und Verarbeitung meiner Beute und tausche gerne mit anderen Jägerinnen und Jägern, Freunden und Bekannte Ideen und Rezepte aus – das geht auch digital! Ich freue mich auf Anregungen und Erfahrungen!

Ein Jäger hat im Wald ein Reh erlegt. Jetzt wird er es verarbeiten.