Klein und unbedeutend.

Mein Teleobjektiv lag in den letzten Jahren fast ausschließlich im Schrank. Auf den Hochsitz steige ich fast immer ohne Fotoapparat. Ich habe das Gefühl, dass die Kamera mich sonst ablenkt. Außerdem mag ich die erhöhte Perspektive nicht und vor allem habe ich Angst, mit einer unbedachten Bewegung ein paar tausend Euro vom Sitzbrett zu schubsen.

Vor ein paar Wochen habe ich mir eine neue Kamera gekauft und dann auch die lange Linse mal drangeschraubt. Eigentlich wollte ich nur sehen, ob das technisch funktioniert, aber die ersten Testbilder haben mich begeistert. Das neue Gehäuse wertet auch das Objektiv auf und seither schleppe ich das Ding wieder regelmäßig mit, wenn ich mit dem Hund rausgehe.

Wirklich spektakuläre Bilder sind eher nicht zu erwarten. Ich bin unterwegs, wenn es in den Alltag passt, nicht dann, wenn das Licht optimal ist. Die Hunderunde führt meistens über die gleichen Wege durch ein kleines Waldeck und über ein paar Wiesen. Topmotive wie Adler, Hirsche, Eisvögel und Bienenfresser habe ich dort noch nie gesehen. Ich knipse vor allem Rehe, manchmal Singvögel, mit Glück mal einen Hasen oder eine Ringelnatter. Diese Arten sind nicht selten, gut erforscht und schon zigtausende Male fotografiert worden.

Erheblich bessere Bilder sind deshalb nur einen Mausklick entfernt, von den analogen Archiven gar nicht zu reden. Früher hat mich das manchmal gestört. Die Welt wartet nicht auf mein mittelgutes Foto von einem durchschnittlichen Rehbock. Es wird nicht bestaunt, bewundert oder gedruckt. Vielleicht hänge ich es mir selbst über den Schreibtisch, das wars.

Inzwischen macht es mir trotzdem wieder riesigen Spaß, Allerweltsarten wie dieses Buntspechtpärchen zu fotografieren. Eine halbe Stunde Picknick in der Nähe des Lochs, die Jungvögel hören nie auf zu piepsen, beide Altvögel kommen ein paar Mal mit Futter angeflogen. Kix. Kix. Kix.  Klick. Klick. Klick. Ohne das Ziel, von beiden Elterntieren ein brauchbares Bild zu bekommen, wäre ich wahrscheinlich einfach weitergelaufen. So bleibt am Ende eine spannende Beobachtung und eine kleine Erinnerung an eine sonst alltägliche Hunderunde.