Ich muss das Verarbeiten II

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

»Ich muss das verarbeiten«, zweiter Teil

Wie schon im ersten Teil der losen Serien »Ich muss das verarbeiten« möchte ich über Dinge sprechen, die mir durch den Kopf gehen, wenn ich auf der Jagd bin und meine Beute verarbeite. Damals habe ich darüber nachgedacht, ob man auf der Jagd »dem Wild eine Chance lassen« kann, wie es oft behauptet wird. In diesem zweiten Teil beschäftige ich mich mit den Bildern, die Jägerinnen und Jäger von ihrer Tätigkeit ins Internet stellen. Welche Augenblicke für »bildwürdig« gehalten werden, erlaubt Einblicke, wie die fotografierenden bzw. filmenden Personen selbst die Jagd erleben. Dieser Gedanke ist nicht von mir, sondern in der Foto- und Medientheorie weit verbreitet. Verkürzt: Wer sich für Wildbeobachtung begeistert, wird vermutlich lebende Tiere und ihr natürliches Verhalten zeigen. Was sagt es aus, wenn auf vielen Aufnahmen die Waffe, der Abschuss und die Trophäe die wichtigste Rolle spielen?

Hintergrund für die Serie ist, dass ich die von mir erlegten Rehe noch im Revier zuschneide. Erlegen, ausnehmen, das Fell abziehen und zerteilen ist ein Arbeitsgang. Wenn ich mit meiner Arbeit beginne, ist das Tier noch ein Lebewesen: Warm, mit glänzenden Augen und streichelweichem Fell. Eine halbe Stunde später trage ich einige Kilo Fleisch in Tüten zum Auto.

Ich habe angefangen im Revier zuzuschneiden, weil ich mir die doppelte Fahrt zum Kühlraum sparen wollte: hinbringen, dann nach Hause, einige Tage später wieder los zum Abholen… Dafür säße ich insgesamt mindestens eine halbe Stunde im Auto – da kann ich das Reh auch einfach vor Ort verarbeiten und Kilometer sparen. Wer mehr zur Nassreifung erfahren möchte, liest bitte hier weiter.
Schnell habe ich aber gemerkt, dass die zusätzlichen Minuten im Wald mir auch ein bisschen Zeit geben, das gerade Erlebte zu verarbeiten. Statt mich auf den Verkehr konzentrieren zu müssen, bin ich mit meiner Beute noch eine Weile allein. Die Eindrücke sind noch frisch, und da ich fast immer am frühen Morgen jage, beginnt im Wald um mich herum langsam der neue Tag. Eine besondere Stimmung. Der praktisch-technische Teil der Aufgabe ist längst Routine, die Hände arbeiten von selbst und die Gedanken haben Freigang.