Jäger ohne Jagd?

»Intervalljagd«

Mittlerweile bin ich jagdlich ein bisschen herumgekommen, in verschiedenen Bundesländern und Regionen. In allen Revieren in denen ich bisher gejagt habe, gab es eine strenge Schonzeit von Mitte oder Ende Januar bis zum Mai: Auch wenn Schwarz- und Raubwild noch erlegt werden dürften, fällt in diesen Monaten kein einziger Schuss. Intervalljagd nennt sich das Konzept, statt ständiger Unruhe sollen intensive Jagdzeiten sich mit Pausen abwechseln.

Wohin mit der Zeit?

Ich habe mir das nicht selbst ausgedacht und auch nicht selbst für die jeweiligen Gebiete festgelegt, aber zumindest im Wald scheint mir dieses Vorgehen sinnvoll. Trotzdem ist es gerade zu Beginn der Pause immer wieder eigenartig zu wissen, dass Jagd in den kommenden Monaten eine andere Rolle spielen wird. Es ist nicht so, dass es nichts zu tun gibt, im Gegenteil: Das nächste Jahr muss vorbereitet werden, Hochsitze reparieren sich nicht von selbst, der Hund will etwas erleben, irgendwas zum Sammeln gibt es sowieso das ganze Jahr… Und doch: Das sinnlose Rumsitzen in der Dämmerung und das konzentrierte Bäume-Anstarren auf dem Hochsitz wird wahrscheinlich ein bisschen fehlen. Dass Schwimmbäder, Kinos und Bibliotheken geschlossen sind und man keine Freunde treffen soll, macht es nicht besser.

Spaß an der Jagd?

Mich beschäftigt das gerade zu Beginn der jagdarmen Zeit: Wie viel Freude soll oder darf Jagd machen? Es liegt im Augenblick hoher Schnee, es ist wunderschön im Wald. Ich bin gerne im Revier, gerne auf dem Ansitz und mache auch gerne Beute. Wenn die Zeit es zulässt, würde von meiner Seite nichts dagegensprechen, jeden Morgen 2-3 Stunden auf Wild zu warten.
Trotzdem ist Jagd kein Freizeitvergnügen und kein Spiel – und das Wild kein Spielgerät. Den Tieren ist es mit Sicherheit lieber, wenn da keiner in der Dämmerung lauert, rumschleicht und vielleicht sogar schießt. Ich bin überzeugt, dass das Wild solches Verhalten einordnen kann und es als Störung oder Bedrohung empfindet. Zurecht: Der (jagende) Mensch ist der Todfeind.

In der Kulturlandschaft ist Jagd wichtig und nötig. Außerdem möchte ich meinen Gefrierschrank füllen und ich bin einfach gerne draußen. Und ich finde es auch nicht falsch, wenn mir das Gesamtpaket „Jagd“ mit seinen vielen Facetten Spaß macht. Dennoch ist Jagd kein Selbstzweck. Zu jagen, um gejagt zu haben, zu sitzen, ohne überhaupt schießen zu wollen, und zu stören, weil es zu Hause doch langweilig ist, scheint rücksichtslos?